Ein Rückblick von Kilian A.

Meine Schulzeit an der APS

Tja, was soll ich sagen? Wenn ich dazu aufgefordert werde, meine Erinnerungen an meine Schulzeit an der APS niederzuschreiben, weiß ich erstmal gar nicht, wo man denn anfangen soll.

2017/18: Startschuss!
Als erstes ist mir ein bestimmter Tag in den Sinn gekommen. Spätsommer 2017, es wurde langsam kälter. Ich war 10 Jahre alt und auf dem Weg zum Info-Nachmittag in die APS. Ich erinnere mich noch daran, dass ich viel zu spät dran war und deshalb am Rennen war.
Als ich erschöpft den Mehrzweckraum betrat, schämte ich mich für die Unpünktlichkeit. Was mussten sich die anderen Leute in dem Raum wohl denken als da dieser kleine, schwarzhaarige Zehnjährige völlig erschöpft und noch dazu viel zu spät hereinstürmte? Oh Mann! Ich suchte mir einen freien Platz und fing an den Worten der Frau zuzuhören, die mich sechs Jahre später durch die Prüfungen begleiten sollte. Am Ende dieses Tages
war ich überzeugt, dass diese Schule das einzig richtige sein musste. Und ich behielt bis heute recht. Ich erinnere mich gerne an die Zeit, als es in der Schule nur zwei Klassenzimmer gab, wir jeden Tag in der Pause Hockey gespielt haben und wir nur eine Klasse mit drei verschiedenen Jahrgangsstufen hatten.

Schließlich standen unsere ersten richtigen Unterrichtsstunden an. Unser allererstes Projektthema, welches damals noch von den Lernbegleitern selbst ausgesucht wurde, lautete: „Meine neue Schule und ich“. Wie viele andere, konnte ich mir erstmal nicht wirklich vorstellen, was wir zu diesem Thema im Unterricht machen würden. Es wurde zudem das riesige „Gemeinschaftsbild der Gründer“ gestaltet, was heute immer noch im
Mehrzweckraum hängt und wovon jeder der damaligen Gründerklasse (mich eingeschlossen) einen Teil dieses Bildes mitgestaltet hat. Als dann unser erstes, selbst gewähltes Projekt namens „Filme“ startete, war jeder aus der Klasse extrem begeistert von diesem Thema, welches von dem großen Ausflug in die BAVARIA-Filmstudios gekrönt wurde. Eine weitere schöne Erinnerung ist das darauffolgende Projekt „Spiele“, in welchem verschiedene Teams ein eigenes Gemeinschaftsspiel auf einem großen Brett entwickeln sollten. Das Spiel unseres Teams hieß „Achtung! Gefahrenzone!“. Die Regeln wüsste ich ehrlich gesagt heute gar nicht mehr. Ich weiß auch gar nicht, ob die Spiele überhaupt noch existieren…

 

2018/19: Weiter geht’s!
Zum Wechsel ins neue Schuljahr hat sich viel verändert. Es kamen viele neue Lernenden dazu, es gab eine weitere Klasse. Ein neuer Trakt in der Schule wurde eröffnet und wir durften selbst die Wände verzieren. Ich malte den Schriftzug „Celebrate your life“ an die Wand, der heute immer noch dasteht. Die Schule hatte sich vergrößert, denn fast niemand der alten 2017er Klasse hat die Schule verlassen. Wir bekamen ein neues Klassenzimmer und jeder durfte seine Tische neu bemalen, mich eingeschlossen. Doch das war ein kompletter Reinfall, denn der neu bemalte Tisch sah noch schlimmer aus. Ich weiß auch noch, dass wir viele neue Pausenspielzeuge bekamen, zum einen auch Fußballtore, denn so gut wie jeder der Jungs war im Fußballfieber, da die WM 2018 in Russland vor der Tür stand. Der Sommer war der heißeste, den wir je erlebt hatten und viele Schüler bettelten um hitzefrei. Das musste sich angefühlt haben wie der Sommer des Jahrtausends im Jahre 2003. Zu der Zeit habe ich Gott sei Dank noch nicht gelebt. Dazu machte sich ein Thema, dessen Negativität ich bis heute nicht abschütteln kann, in meinem Kopf breit: Mathematik! Auch als ich drei Wochen zur Kur in den Schwarzwald fuhr, holte mich der ständige Stress in diesem Fach ein. Ich ging nervlich fast an diesem Fach unter und dachte sogar über einen Schulwechsel nach. Aber irgendwie habe ich es doch geschafft, fragt mich bitte nicht warum. Dieses Schuljahr zog sich für mich wie ein dicker Kaugummi. Ich war am Ende froh, dass ich dieses Schuljahr doch irgendwie überstanden habe. Doch schlimmer geht’s immer…

 

2019/20: Das Böse erwacht!
Das Böse kommt immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Es sollte das schlimmste Schuljahr meiner Laufbahn werden. Das Coronavirus machte sich in Deutschland breit und mit der Zeit kontrollierte es die Menschen wie eine Horde Roboter. Wenn man darauf zurückblickt, ist das schon irgendwie beängstigend. Am Anfang ließ man das viel an sich vorbeiziehen, doch als die Situation schließlich anfing zu eskalieren und unsere Schule auch dazu geschlossen wurde, waren viele mit der Situation überfordert. Das Homeschooling wurde zu unserem neuen Alltag. Mit Unterricht hatte das nicht mehr viel zu tun. Im Grunde musste jeder mit der neuen Lernsituation selbst klarkommen. Die Videokonferenzen waren von jedem Lernenden verhasst. Damals war es der blanke Horror, heute lachen wir jedoch darüber. Ich selbst vergleiche die damaligen Situationen gerne mit dem Comedy-Video Alman im Homeschooling von Phil Laude. Trotz diesen ganzen Tiefpunkten gab es auch ein paar schöne und lustige Momente. Da fällt mir als erstes ein, dass uns Frau Thomas in der Weihnachtszeit, damals noch über Skype, hin und wieder das Buch „Schnüpperle“ vorgelesen hat. Auch an die vielen Scherze, die man sich während den Videokonferenzen erlaubt hat, erinnere ich mich gerne.

 

2020/21: Berliiiiiiiiin!
Das abwechslungsreichste Schuljahr meines Lebens stand bevor. Mal waren wir in der Schule, mal im Homeschooling. Corona war immer noch präsent und in jeder Diskussion das Hauptthema, was mir langsam ziemlich auf den Senkel ging. Dazu kamen die ganzen strengen Corona-Regeln, die man gar nicht an zwei Händen aufzählen kann. Doch als es sich wieder zu beruhigen schien, stand endlich ein kleiner Lichtblick nach diesem und den letzten zwei Schuljahren bevor, unsere Klassenfahrt nach Berlin. Kleiner fun-fact: Das war meine erste und einzige Klassenfahrt in meinem ganzen Leben, hihi. Ich freute mich deshalb so darauf, weil Berlin zur damaligen Zeit einfach exakt zu meinem Stil passte. Ich fing an zu berlinern, war süchtig nach der Musik von SXTN und wollte am liebsten dortbleiben. Berlin waren die besten fünf Tage meines Lebens. Und obwohl die einheimischen wahrscheinlich dachten, was das denn für ein Lappen wäre, der mit Stiefeln, Jogginghose, Fleecejacke und jahrelang ungeschnitten Haaren durch ihre Stadt lief, fühlte ich mich überall wohl, egal ob am Alex oder in Marzahn. Als wir mittwochs durch Hohenschönhausen zum alten Stasiknast latschten, war ich trotz des Wetters ziemlich gut drauf. Ich kann es selbst nicht gut erklären, aber diese 20-stöckigen Hochhäuser in Kombination mit diesen trüben, bedeckten Frühherbstwetter hatten auf mich ihre ganz eigene positive Wirkung. Und vor allem war außer uns kein Mensch auf der Straße. Was sich bis heute in meinem Gehirn eingebrannt hat, ist die Erinnerung, dass wir jeden Abend denselben Weg zum selben REWE-Markt gelaufen sind, der sich im Keller eines Gebäudes befand. Als wir eines Abends uns am Alex was zu futtern holen wollten, gerieten wir fast in eine Schlägerei, haben aber schnell das Weite gesucht, puh! Zum Ende des Schuljahres war Corona übrigens so gut wie kein Thema mehr, zum Glück.

 

2021/22: Trauer und Prüfungen
Neunte Klasse, die Quali-Prüfungen standen bevor. Corona war wieder schlimmer geworden. Der große Schock kam dann, als uns am 25. Dezember 2022 unser Lernbegleiter Norbert verließ, der sich dem Virus geschlagen geben musste. Er war der beste Mathematiklernbegleiter, den ich jemals kannte und jedes Mal, wenn ich wie so oft beim Lernen für die Mathematikprüfung total verzweifelt war, wollte ich alles geben, um ihn um Rat zu bitten.
Die Schule erholte sich schnell von diesem Schock und es wurde eine große Trauerfeier mit Lagerfeuer veranstaltet, auf welcher viele der alten Schulfamilie zu Gast waren und mitgetrauert haben. Aber jeder musste nun nach vorne schauen, denn der Tod gehört nun mal zum Leben dazu und jeder Mensch wird irgendwann der Gastfreundschaft von Mutter Erde danken und woanders hingehen.
Die Schule hat sich seit dem Tod von Norbert immer weiterentwickelt. Wir bekamen sogar von der Firma „Augustinum“ einen eigenen Schulbus gewidmet.
Und plötzlich waren sie da, die Abschlussprüfungen. Wie aus dem nichts. Anfangs hatte ich das Gefühl ich hätte mich nicht genug angestrengt. Umso mehr überrascht war ich, dass ich am Ende der Prüfungen mit einem 2,2er Notendurchschnitt der Viertbeste Prüfling war, was ich IM LEBEN niemals gedacht hätte. Die erste Etappe war geschafft! Und die zweite Etappe sollte mich noch an meine psychischen Grenzen bringen, in der zehnten Klasse…

 

2022/23: Das Ende naht!
Das letzte Schuljahr, das Ende ist zum Greifen nah! Doch der Tunnel zum Licht am Ende war zum Anfang noch lang. Das Schuljahr sollte womöglich mit dem größten Abenteuer meines Lebens starten, einer 150km langen Fahrradtour nach Österreich in die Berge. Einen umfangreichen Bericht dazu habe ich bereits geschrieben, diesen finden Sie hier:
https://aktive-projektschule.de/radltour-der-os2-im-oktober/.

Die ersten Prüfungen habe ich bereits hinter mir. Gerade bereite ich mein Sachreferat für die mündliche Prüfung im Fach Deutsch vor. Es gibt noch viel zu tun. Und obwohl es manchmal ein großer Leidensweg bis hierher war, bin ich dennoch dankbar, dass bis jetzt alles so gut geklappt hat und ich letztes Jahr so einen tollen Abschluss machen durfte. Zudem steht im September meine Berufsausbildung zum Kfz-Mechatroniker vor der Tür und ich bin richtig begeistert, die Schulzeit nun hinter mir zu lassen und nun weiterzugehen in ein neues Leben.
Dennoch war es einfach eine unfassbar geile Zeit, von der man gerne erzählt!
Ein besonderes Dankeschön geht raus an alle Personen, die mich auf diesem Weg unterstützt haben. Ihr seid die Besten ❤️!

Geschrieben von Kilian